Das Aufgabengebiet der Neuroradiologie umfasst die Diagnostik und die Behandlung (Therapie) von Erkrankungen und Veränderungen des Zentralen Nervensystems (ZNS), d.h. von Gehirn und Rückenmark. Die Neuroradiologie ergänzt somit mit radiologischen Untersuchungstechniken unter anderem die Nachbardisziplinen Neurologie, Neurochirurgie und bietet Ihnen als Patient Hilfe und Alternativen in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht. Enge diagnostische Fragestellungen verbinden die Neuroradiologie auch mit den Fächern Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Kieferchirurgie und Ophthalmologie (Augenheilkunde).
Aus den Anfängen der Neuroradiologie in den 1920er Jahren hat sich bis heute die klinische und wissenschaftliche Aussagekraft neuroradiologischer Untersuchungsmethoden erheblich erweitert: durch neue bildgebende Techniken wurden neuroanatomische Detaildarstellungen und ebenso funktionelle Untersuchungen am lebenden Gehirn und Rückenmark in einer bisher nicht bekannten Qualität möglich. Einen ausführlichen Überblick über die Geschichte der Neuroradiologie zusammengestellt von Prof. Dr med. Fredhelm Zanella finden Sie hier.
Das Leistungsspektrum für die Patientenversorgung beinhaltet im diagnostischen Bereich Röntgenuntersuchungen, Computertomographie (CT), Magnetresonanztomografie (MRT), Angiographie (Darstellung der Gefäße mit Kontrastmittel), Sonographie (Ultraschall) und Myelographie (Untersuchung des Rückenmarkkanals mit Kontrastmittel).
Bei einer Reihe von Erkrankungen werden als wichtiger und deutlich zunehmender Bereich der Neuroradiologie auch therapeutische Verfahren eingesetzt, die unter dem Begriff der Interventionellen Neuroradiologie zusammengefasst sind. Diese werden grob in drei Bereiche eingeteilt:
- gefäßeröffnende Maßnahmen, auch rekanalisierende Maßnahmen genannt: Bei einem Gefäßverschluss wie er zum Beispiel bei einem Schlaganfall auftritt, wird das Gefäß mithilfe von Kathetern mechanisch wiedereröffnet, indem der Blutpfropfen herausgezogen oder zerstört wird.
- gefäßverschließende Maßnahmen (embolisierende Maßnahmen) kommen bei Blutungen im Hirn zum Einsatz, insbesondere bei subarachnoidalen Blutungen, die durch einen Einriß eines Aneurysmas bedingt sind. Die Gefäßwunde wird hier mit Klebstoff verschlossen.
- schmerztherapeutischen Maßnahmen (zum Beispiel bei chronischen Rückenschmerz).
Alle Interventionen finden unter Bildkontrolle statt. Häufige Bildgebungsverfahren in der Interventionellen Neuroradiologie sind die Angiografie, die Gefäße sichtbar macht, oder die Computertomografie. Interventionelle Maßnahmen sind oftmals deutlich schonender für den Patienten als „große“ neurochirugische Eingriffe, da die Eingriffszeit in der Regel kürzer ist und als Operationswunde nur die Punktionsstelle an der Leistenarterie bleibt, über die der Interventionalist Zugang zum Gefäßsystems des Gehirn findet. Welcher Therapiepfad im Einzelfall beschritten wird, entscheidet ein Team von Spezialisten aus Neurologen, Neurochirurgen und Neuroradiologen.
Je nach Art der Erkrankung kommen heute zahlreiche unterschiedliche Untersuchungstechniken in Frage, die ein erhebliches Maß an Erfahrung und Spezialwissen voraussetzen. Die Patientenbetreuung erfordert ein gut eingespieltes Team speziell ausgebildeter Fachkräfte von Ärzten, Physikern, Medizintechnikern und Medizinisch-technischen Radiologieassistenten (MTRA).